Die Finanzwelt wurde in den letzten Jahren von Enthüllungen über komplexe Steuerbetrugsmodelle erschüttert. Zwei Begriffe, die dabei immer wieder auftauchen, sind „Cum-Ex“ und „Cum-Cum“. Diese Strategien haben zu Milliardenverlusten für europäische Staaten geführt, insbesondere für Deutschland. Doch wie steht es um die Schweiz? Ist sie ein sicherer Hafen für solche Machenschaften oder droht auch hier ein Cum-Ex-Skandal?
Was sind Cum-Ex und Cum-Cum?
Bevor wir uns der Schweiz widmen, ist es wichtig zu verstehen, worum es bei diesen Strategien geht.
Cum-Ex: Der Begriff „Cum-Ex“ steht für „cum“ (mit) und „ex“ (ohne) Dividende. Bei dieser Methode werden Aktien mit („cum“) und ohne („ex“) Dividendenanspruch rund um den Dividendenstichtag schnell zwischen verschiedenen Akteuren hin- und hergeschoben. Dadurch wird der Eindruck erweckt, dass die Aktien mehrfach vorhanden sind, und es werden mehrere Steuererstattungen für Verrechnungssteuer beantragt, obwohl die Steuer nur einmal gezahlt wurde.
Cum-Cum: „Cum-Cum“ funktioniert ähnlich, jedoch ohne den tatsächlichen Verkauf der Aktien. Hier leiht sich ein ausländischer Investor Aktien von einem inländischen Investor kurz vor dem Dividendenstichtag. Nach Erhalt der Dividende und der einbehaltenen Verrechnungssteuer gibt der ausländische Investor die Aktien zurück. Der inländische Investor kann die einbehaltene Steuer zurückfordern, während der ausländische Investor in seinem Heimatland oft keine Steuern auf die Dividende zahlen muss.
Die Schweiz im Fokus: Ein Nährboden für Cum-Ex?
Die Schweiz ist bekannt für ihr starkes Bankgeheimnis und ihre liberale Wirtschaftspolitik. Diese Faktoren könnten sie theoretisch attraktiv für Akteure machen, die Cum-Ex-Geschäfte durchführen wollen. Allerdings gibt es auch wichtige Unterschiede zu Deutschland, die das Risiko minimieren könnten.
- Strafrechtliche Verfolgung: In der Schweiz ist Steuerbetrug strafbar. Das bedeutet, dass Cum-Ex-Geschäfte nicht nur zivilrechtliche Konsequenzen haben könnten, sondern auch strafrechtlich verfolgt werden könnten.
- Internationale Zusammenarbeit: Die Schweiz hat in den letzten Jahren ihre Zusammenarbeit mit anderen Ländern im Bereich der Steuerhinterziehung verstärkt. Das macht es schwieriger, unentdeckt Cum-Ex-Geschäfte durchzuführen.
- Transparenz: Auch wenn das Bankgeheimnis in der Schweiz noch immer eine wichtige Rolle spielt, hat sich die Transparenz in den letzten Jahren erhöht. Das erschwert es, komplexe Finanztransaktionen zu verschleiern.
- Steuersystem: Das Schweizer Steuersystem ist anders aufgebaut als das deutsche. Das macht es schwieriger, die gleichen Cum-Ex-Strategien anzuwenden.
Gibt es Cum-Ex-Fälle in der Schweiz?
Bislang gibt es keine öffentlich bekannten Fälle von Cum-Ex-Skandalen in der Schweiz im gleichen Ausmaß wie in Deutschland. Das bedeutet jedoch nicht, dass solche Geschäfte unmöglich sind. Es ist durchaus denkbar, dass es Fälle gibt, die noch nicht aufgedeckt wurden.
Prävention und Schutzmaßnahmen
Die Schweiz hat bereits Maßnahmen ergriffen, um das Risiko von Cum-Ex-Geschäften zu minimieren. Dazu gehören:
- Stärkung der Finanzmarktaufsicht: Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (FINMA) hat ihre Überwachung von Finanztransaktionen verstärkt, um verdächtige Aktivitäten frühzeitig zu erkennen.
- Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit: Die Schweiz arbeitet eng mit anderen Ländern zusammen,um Informationen auszutauschen und Steuerbetrug zu bekämpfen.
- Anpassung der Gesetzgebung: Die Schweizer Gesetzgebung wird regelmäßig überprüft und angepasst, um sicherzustellen, dass sie den aktuellen Herausforderungen gerecht wird.
Fazit: Wachsamkeit ist geboten
Obwohl die Schweiz bisher von einem großen Cum-Ex-Skandal verschont geblieben ist, ist Wachsamkeit geboten. Die globalisierte Finanzwelt macht es leicht, komplexe Steuerbetrugsmodelle über Ländergrenzen hinweg durchzuführen. Die Schweiz muss weiterhin ihre Anstrengungen verstärken, um solche Machenschaften zu verhindern und das Vertrauen in ihren Finanzplatz zu wahren.
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